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Ihr aktueller Aufenthaltsort:  Aktuelles - >Gedenkandacht an Obernauer Kapellenschule vor 40 Jahren<



Brauersdorf, 21. August 2006


Gedenken an Kapellenschule Obernau:

Religiöse Bildung und
harte Schulbänke in 120 Jahren


Letzter Gottesdienst vor 40 Jahren -
Heinz Stötzel erinnerte in der Brauersdorfer
Waldkapelle

Von Friedrich Lück

Brauersdorf. "Unser Glöckchen mit der Inschrift: "Ich rufe allen, groß und klein und bin der reformierten Gemeinde zu Obernau allein. Johann Knaebel goss mich zu Afholderbach 1793", hat uns heute zum letzten Mal zum Gottesdienst gerufen und wir werden gleich, wenn wir auseinandergehen, noch einmal seinen hellen Klang vernehmen. Dann wird es schweigen."



Pastor Gogarn und Heinz Stötzel (links) gestalteten die Gedenkandacht
in der Brauersdorfer Waldkapelle.
                        Fotos: Friedrich Lück



Pastor Koch, der zusammen mit Pastor i.R. Dr. Müller aus Hilchenbach den letzten Gottesdienst vor 40 Jahren in der Obernauer Kapellenschule abhielt, sagte damals in seiner Predigt weiter:  "Halt im Gedächtnis! Und auch das soll aus dem Gedächtnis nicht ausgelöscht werden, wie man etwas mit dem Schwamm auslöscht, das an der Schultafel geschrieben steht, nämlich, dass hier in diesem Schülchen 120 Jahre lang die Buben und Mädchen die schwere Kunst des Lesens, Schreibens und Rechnens erlernt haben". Das Schlußwort sprach Presbyter Krämer aus Brauersdorf.

Jetzt, nach vier Jahrzehnten, wurden erneut durch das Geläut des Obernauer Glöckchens - und diesmal gemeinsam mit den Glocken aus Brauersdorf und Nauholz - die Christen zu einer Gedenkandacht in die Brauersdorfer Waldkapelle gerufen.



Der letzte Gottesdienst am 26. Juni 1966 in der
Kapellenschule Obernau.       Foto: Schulte-WP

Pastor Dirk Gogarn und Kirchmeister Heinz Stötzel von der ev. ref. Kirchengemeinde Netphen gestalteten die Andacht. Gogarn sprach im Verlauf von Christen des 21. Jahrhunderts, die sich jetzt zur Erinnerung an die kleine Kapellenschule auf dem "Leyelchen" in Brauersdorf zusammengefunden haben.

Zuvor konnte Kapellenvereins-Vorsitzender Martin Werthenbach unter den vielen Gästen auch Ortsvorsteher Günter Becker, Manfred Schröder vom Petersplatzverein in Netphen und den Obernauer Zeitzeugen Heinz Stötzel begrüßen, der für die historische Betrachtung der alten Obernauer Kapellenschule eine Viertelstunde Geschichts- und Heimatkunde vermittelte. An der Orgel spielte Dieter Schaufler.



Pastor Gogarn erwähnte auch die religiösen Bildung, die den Menschen in der Obernauer Kapellenschule als Grundlage gegeben wurde. Nach einem gemeinsamen Lied nahm dann Heinz Stötzel für seine geschichtliche Erzählung Platz hinter dem geschmückten Altar - eingerahmt von zwei historischen Fenstern mit den Motiven der beiden Kapellenschulen aus Nauholz und Obernau. Heinz Stötzel: „Die beiden Schülchen haben leider nicht das Glück gehabt wie die Werthenbacher Kapellenschule, die jetzt in ihrer vollen Schönheit im Freilichtmuseum Detmold aufgebaut ist.“



Heinz Stötzel in der Waldkapelle Brauersdorf.

Stötzel erinnerte u.a. an die 1770 erbaute Kapellenschule. Die niedrigste Schülerzahl in dem 25 qm großen Schulraum waren 16 Kinder und in Spitzenzeiten passten sogar 33 Jungen und Mädchen in den Raum.

Wie diese Schule noch fast 200 Jahre später ausgestattet war und vieles mehr, konnte Stötzel aus einem riesigen Fundus an Unterlagen belegen: Ein Tisch mit Stühlen für den Lehrer, zwei Tische mit Bänke für die Schüler, ein Bücherschrank, eine große schwarze Wandtafel, ein Übungsbuch für Elementarschüler zum Erlernen geschriebener deutscher und lateinischer Schrift und jeweils eine Landkarte von Europa und Deutschland.


Was den Schulunterricht in der Obernauer Kapellenschule angeht, so hatten die Kinder in den Sommermonaten nur zwei Tage in der Woche Unterricht. In der restlichen Zeit musste in der Landwirtschaft geholfen werden. Im Winter bzw. Frühjahr drückten sie allerdings fünf Tage in der Woche die harte Schulbank. In den letzten Jahren diente die Kapellenschule nur noch für Bibelstunden und gelegentliche Gottesdienste. 1928 hatte die ev. ref. Kirchengemeinde Netphen das Gebäude für 155 Reichsmark erworben. Heinz Stötzel: „Im September 1968 gab es vor dem Abriss noch einmal helle Aufregung um die Kapellenschule. Unbekannte hatten damals in dem schon verlassenen Dorf das Glöckchen aus dem Turm gestohlen. Zum Glück fand der Jagdaufseher Heinrich Weber die Glocke ein paar Wochen später in einem nahen Waldstück (Obernauer Weiher) wieder.

Mit dem Schlusslied „Großer Gott wir loben dich“, endete eine gelungene und informelle Gedenkandacht an die Obernauer Kapellenschule. Die anschießende Kollekte wurde für die „Lebenshilfe“ in Eschenbach gesammelt.

brauersdorfer.de möchte Ihnen die von Heinz Stötzel zur Verfügung gestellte Abschiedspredigt aus dem Jahr 1966 von Pastor Koch in Obernau nicht vorenthalten. Klicken Sie hier!




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