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Brauersdorf: Geschichtliche Vergangenheit

Entnommen aus der "Geschichte des Netpherlandes", aufgearbeitet von den Heimatforschern Dr. Hermann Böttger, Dr. Wilhelm Weyer, Alfred Lück

Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Netphen

Wie aus der "Geschichte des Netpherlandes" zu entnehmen ist, sind Brauersdorf, Nauholz und Obernau in einer Landnahme-Karte (Ausbau- und Rodungsschicht bzw. Hüttensiedlungen) zu finden. Während Brauersdorf bis 900 n. Chr., in der Zeit des fränkischen Großreiches, eingetragen ist, gehen für die Nachbarorte Nauholz und Obernau die Besitzergreifungen sogar bis 500 n. Chr. zurück.

Um die Jahrtausendwende war die mittelalterliche Waldschmiede auch in Brauersdorf und Obernau zu finden. In den Kleinstsiedlungen fand man eine schlackenreiche Umgebung. Diese Waldschmieden arbeiteten in der Art der latenezeitlichen Eisenschmelzer. Die mündliche Überlieferung berichtete von Hand- und Trethütten. Die Kleinstsiedlungen erkannte man an den mit –dorf oder vorgesetzten Personennamen. So war es in Brauersdorf "Gangersdorf" und Obernau "Flöckersdorf". Auch einige Berg- und Flurnamen gaben die Stellen an, wo der Waldschmied gearbeitet hatte: der "Schmidthain" in der Germarkung Obernau.

Um 1300 wurde im Siegerland ein Verzeichnis der beiden kirchlichen Bezirke Siegen und Netphen angelegt, das im folgenden Jahrhundert ergänzt wurde. Brauersdorf und Obernau zählten schon damals zur Großpfarrei Netphen. Nach den Aufzeichnungen des Heimatforschers Gerhard Scholl (nachlesbar im Siegener Urkundenbuch), wurden "Bruerstorff" oder "Bruwardesdorf" (Brauersdorf), "Obirna" oder "Overnha" (Obernau) und "Nuboldysa" (Nauholz) bei den Ersterwähnungen der Siedlungen im Netpherland um 1300 aufgeführt.

Da die mittelalterlichen Kirchen einen hohen Bedarf an Wachs für Altarkerzen hatten, wurden z.B. 1311 von einem Hof in Obernau ein Pfund Wachs für die Siegener Martinikirche und 1337 acht Pfund aus Brauersdorf an den Landsherren vom Kolbengut abgegeben.

1337 wurden auch die Einkünfte in Brauersdorf von dem Adeligen "Kolbe von Wilnsdorf" an den Grafen von Nassau verkauft. 1417, so ist zu lesen, waren es aus zwei Brauersdorfer Gütern ¼ Gulden Pacht, ½ Meste Korn, acht Pfund Wachs, fünf Gänse, zwei Hühner und der "kleine Zehnte", eine Abgabe von Kleinvieh.

Um 1300 wurden auch die ersten Wassermühlen erwähnt. Viele dieser alten Mühlen lagen in der Nähe der Gemarkungsgrenzen. Die Obernauer Mühle lag z.B. in der Germarkung Brauersdorf.

1815 trat der Brauersdorfer Thomas Weiss in Erscheinung. In den um 1815 angelegten Akten der Herzogisch-Nassauischen Regierung Ehrenbreitstein, von der auch das Amt Netphen nach der Franzosenzeit verwaltet wurde, fand sich eine Landkarte des Amtes Netphen von "Geometer Weiss zu Brauersdorf". Der Hersteller der Karte ist offenbar Johann Thomas Weiss, 1778 in Brauersdorf geboren als Sohn des Joh. Ludwig Weiss und seiner aus Nauholz stammenden Ehefrau geb. Vitt. Diese Karte zeigt das Amt Netphen, gespalten in einem nassau-usingischen und einen preußischen Teil. Nach der Neuordnung der Verhältnisse wurde der Landmesser Thomas Weiss in dieser Eigenschaft für den Regierungsbezirk Koblenz bestätigt.

So alt wie die Eisenhüttung im Siegerland, ist auch die Holzköhlerei. Viele Köhler waren damals in erschreckender Weise an die Hüttenbesitzer, Hammerschmieden und Eisenhändler verschuldet. Durch Vorschusszahlungen wurden die ahnungslosen Köhler des Netpherlandes abhängig und verkauften nachher die Kohle zu niedrigsten Preise. Das Netpherland war ein wichtiger Kohlenlieferant. Das geht aus Angaben in den ältesten Siegener Renteirechnungen seit 1444 hervor. So wird im Güterverzeichnis von 1643 bestätigt, dass die Berufsköhler in den hochwaldnahen Orten zu finden waren. In Brauersdorf waren von 15 Hausbesitzer sieben Köhler, während in Nauholz alle acht Besitzer den Beruf des Köhlers ausübten. In Obernau war das Verhältnis ähnlich: sechs Hausbesitzer und fünf Köhler. Etwa 200 Jahre später waren viele Hänge und Höhen durch die Raubwirtschaft kahl.

Die bedenkliche Lage der Waldwirtschaft und die wachsende Nachfrage nach Kohl- und Bauholz führten zum Eingreifen des Staates. 1562 erschien die Holz- und Waldordnung, das erste staatliche Waldgesetz. Zur Bekämpfung des Holzfrevels durch die Untertanen wurden Förster angestellt. In den Dienstlisten seit 1600 erschien auch 1654 Unterförster Johann Klöckner aus Brauersdorf. Im nächsten Jahrhundert waren es Thomas Schefer und (1732) Jost Zimmermann.

Auch die Lohgerberei war in Brauersdorf nicht fremd. Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass im Netpherland, wo alle Voraussetzungen für Eichenlohgerberei und reines, kalkfreies Wasser vorhanden waren, schon Felle gegerbt wurden. Das Schatzungsregister des Amtes Netphen von 1566 nennt in Brauersdorf Niclaus Löer als Besitzer einer kleinen Landwirtschaft, eines Wohnhauses mit Scheune und eines Lohhauses.

Im 16. Jahrhundert war in Brauersdorf und Obernau der Durchschnittssatz je Haus über 0,9 Pferde. Das heißt, beinahe in jedem Haus stand ein Pferd. Der größte Vermögenswert war der Grundbesitz. Jedoch waren 15 Bauern in Brauersdorf für die Nutzung von adligen Grundstücken verantwortlich.

Die Orte Brauersdorf, Nauholz und Obernau wurden nach einer topographischen Karte des Kreises Siegen (1815) mit der berleburgischen Kohlenstraße "Netphen – Erndtebrück" in Verbindung gebracht. Von Netphen ging sie längs dem Obernaubach hinauf nach Brauersdorf auf dem Sanktkopf zwischen Obernau und Nauholztal. Der Weg ist ein noch gut erhaltener Hohlweg und läuft auf der Höhe durch die Flur "vorm Schlag" zum Forsthaus Hohenroth bzw. zur Eisenstraße.


Nachfolgende Textpassagen stammen von Jennifer Wagener aus Brauersdorf, die sich im Rahmen einer Facharbeit mit der Geschichte unserer Heimat auseinandersetzte:


"Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts verringerte sich die Bevölkerung von Brauersdorf. Von 1566 bis 1688 gingen die Zahlen von rund 100 auf 60 Bewohner zurück, was vielleicht durch die im 17. Jahrhundert im Netpherland wütende Pest zu erklären wäre. Denn alte Kirchbucheinträge beweisen, dass die Pestopfer Brauersdorfs in dieser Zeit "auf dem Garten" in einem Massengrab beigesetzt worden sind. 1815 war das Dorf von 125 Einwohnern besiedelt. Rund dreiviertel der Gemarkungsfläche war bewaldet und diente somit der Haubergsnutzung. 15 Prozent fielen auf die genutzte Landwirtschaft. In den folgenden Jahrhunderten schwankten die Bevölkerungszahlen immer um die 120. Auch die beiden Weltkriege änderten an der Zahl der Einwohner zunächst nichts. Erst ab Mitte 1950, als Vertriebene aus Ost- und Mitteldeutschland verstärkt in unsere Region zogen, wuchs auch die Einwohnerzahl in Brauersdorf.

Zunächst blieb die überwiegend im Nebenerwerb betriebene Landwirtschaft noch dominant im örtlichen Erscheinungsbild. Mit dem Talsperrenbau und dem Verlust der landwirtschaftlichen Nutzflächen, änderte sich dies gravierend. Nachdem durch den Bau der Talsperre das Oberdorf weichen musste und dabei ein neues Brauersdorf geschaffen wurde, verdoppelten sich die Einwohnerzahlen im Zeitraum von 1961 bis 1971 auf 455 Einwohner. 1977 hatte Brauersdorf schon 640 Einwohner. Mit dem anschließenden Bau des Freizeitparks gewann Brauersdorf an Attraktivität und die Wohnbevölkerung stieg erneut an.

Brauersdorf ist heute Wohn- und Erholungsort. Die Bewohner gehen als "Berufspendler" außerhalb einer Beschäftigung nach. In Brauersdorf gibt es heute vier Vereine, zwei Gastronomiebetriebe und seit 1998 den Kindergarten St.-Elisabeth."